Adresse
Schnirchgasse 9-17, 1030 Wien

Baujahr - Abrissjahr
1976 - 2016

BauherrIn
Republik Österreich

ArchitektIn
Zoltan Egyed

Letzte BesitzerIn
Finanzamt, Austro Control

Abrissfirma
Mayer & Co.

Funktion
Bürogebäude

Stil
Nachkriegsarchitektur

Bauweise
Eisenbetonbau





Altes Zollamt

Höchster Abbruch in Wien für Höheres.
Das alte Zollamtsgebäude in Wien Erdberg zierte nur 40 Jahre lang die Skyline am Donaukanal an der Grenze zwischen dem 2. und 3. Wiener Gemeindebezirk.Als eines der „hässlichsten“ Gebäude von Wien wurde es einst in sozialen Medien bezeichnet. Höher, moderner und schöner wird die neue Architektur gegenüber dem alten Bild oft betitelt. Sogar zu den besten Hochhäusern der Welt wurden die neuen „Triple Towers“ am einstigen Standort des Zollamtgebäudes im November 2022 ausgezeichnet. Ein durchaus positives Beispiel zum Thema Neubau statt Altbau.
Axonometrie
Ansicht + Schnitt

Gebäudezyklus

Zeitgeschichte Schnirchgasse
1912 Im Generalstadtplan zeigt sich unbebautes Gebiet im Bereich, in welchem später das Zollamt und letztlich die neuen Turm-Architekturen stehen.
1932 In diesem Jahr wurde in Wien das erste Hochhaus mit einer Höhe von 53m erbaut. Ab 35 m wird laut der Wiener Bauordnung von einem Hochhaus gesprochen. Bis 1950 waren jedoch Hochhäuser in Wien kein allzu präsentes Thema.  Ab den 1960-70-er Jahren wurden erst vemehrt Hochhäuser in den peripheren Lagen vom Wiener Stadtgebiet gebaut.
1970–76 In diesen Jahren wurde das Zollamtsgebäude in der Schnirchgasse errichtet. Der Architekt war Zoltan Egyed, der ebenfalls in unmittelbarer Nähe das noch bestehende österreichische Staatsarchiv entworfen hat.
1972 Währenddessen wurde aufgrund der zunehmenden Verbauung eine Novelle der Wiener Bauordnung zum Schutz von historischen Ensembles ausgegeben. Diese ist heute noch in Kraft und schützt vor allem die Innenstadt vor dem Hochhausbau. Aufgrund des unkontrollierten Umgangs mit Dachgeschoßausbauten und dem umstrittenen Hochhausprojekt am Wiener Eislaufverein steht Wiens 1. Bezirk, der großteils UNESCO Weltkulturerbe ist, derzeit auf der roten Liste der UNESCO.
1991 COOP Himmelblau stellt eine städtelbauliche Konzeptplanung für Hochhäuser in Wien vor. Vor allem Raumkanten gelten als geeignete Lagen für dein Hochhausbau. Die Planung bildet die Grundlage für den STEP 1994.
2014 Im STEP 2024 werden die Ziele und zum Hochhausbau verschärft.
2015 Die Grundstücke in der Schnirchgasse werden anhand der Planung von Henke Schreieck, sowie ATP Architekten umgewidmet. Die erlaubte Bauhöhe von 70 m wird auf 140 m geändert.
2016 Der Abriss des alten Zollamts und Baustart für die neuen Türme erfolgte.
2020 Fertigstellung der neuen vier Türme. Ein kleiner Turm wird noch folgen.

Wiener Skyscrapers

Darstellung nach STEP 2024, Platzierung der Hochhäuser in Eignungszonen
Historie Trifft Hochhaus
um Schutz des historischen Ensembles wurde 1972 eine Novelle der Wiener Bauordnung herausgegeben, die heute noch in Kraft ist. Im Rahmen des STEP 1994 wurden anknüpfend an den Eignungszonenplan für Hochhäuser in Wien (1991 von COOP Himmelblau) folgende Maßnahmen festgelegt:Das Forcieren von Hochhäusern in Eignungszonen. Kein Hochhausstop, aber auch keine ungezügelte, freie Entwicklung. Die Vermeidung vom Bauen auf der „grüner Wiese“. Keine Beeinträchtigung des historischen Erbes, sowie die Definition von Eignungs- und Ausschlusszonen.
Der STEP 1994 legte die Grundlagen für zeitgenössische Architektur in Wien fest. Seitdem hat die Anzahl der Hochhäuser rapide zugenommen. Auch das Zollamtsgebäude lag in einer Zone, die aufgrund ihrer exponierten Lage und Nähe zum Wasser ideal für Hochhausarchitektur geeignet war. Die Umwidmung 2015 führte zum Abriss des Gebäudes.
Höhe Hochhäuser Wien und International
Wien im Vergleich
In Wien gelten Gebäude mit einer Höhe von 35 m bereits als Hochhaus. Derzeit zählt die Stadt ca. 250 Hochhäuser.
Bis in die 1950-er Jahre waren Hochhäuser in Wien kaum ein Thema. Ab den 1960-er Jahren entstanden vermehrt Hochäuser in peripheren Lagen in Wien.Auch das Zollamtsgebäude entstand zwischen 1970–1976 im 3. Wiener Gemeindebezirk, direkt am Donaukanal.

Erzählungen

Externe Eindrücke:
Erik Martinowksi,
38 Jahre Fluglotse bei Austro Control
„Kannst du mir deine Erinnerungen an das alte Zolltamts-/Austro Control Gebäude wiedergeben? Welche Eindrücke hast du von der Veränderung der Schnirchgasse in den letzten Jahren, seitdem das Gebäude abgerissen und durch den Neubau ersetzt wurde?“

Seit meiner ersten Begegnung mit der Schnirchgasse im 3. Wiener Gemeindebezirk im Jänner 2005 ist viel passiert. In den vergangenen 19 Jahren konnte man beinahe jährlich große, einschneidende Veränderungen wahrnehmen. Damals erschien die kahle, trostlose Schnirchgasse sehr lieblos. Es war eine enge Straße mit einem schmalen Gehsteig, geprägt von dem senkrecht in die Höhe ragenden Gebäude, welches an Tristheit kaum zu überbieten war. So auffällig die Höhe des Zollamts beim Betreten der Schnirchgasse war, so dominant erstreckte sich die grobe, verblasste Fassade auch der ganzen Länge nach. Es wirkte damals schon sehr alt, verkommen und hässlich – kein Objekt, welches man in solch einer Lage einer modernen Weltstadt erwarten würde... 


Eigene Eindrücke:
Daniela Kopp, 36 Jahre, Studentin TU Wien, ehemalige Mitarbeiterin Austro Controlbeteiligt am Modul Minus Wien

Obwohl die neuen Türme am Donaukanal im Stadtbild sehr dominant sind, ist ihre Adresse, die Schnirchgasse, eine wenig spektakuläre, kurze Sackgasse. Die rechte Straßenseite ergab sich aus einer eher geschlossenes, geputztes Fassade, die sich nur gelegentlich für Stiegenaufgänge, Straßen- oder Garageneinfahrten öffnet. Die linke Seite bestand komplett aus dem Gebäudekomplex des alten Zollamtsgebäudes und dem angrenzenden und etwas niedrigeren Gebäude der Austro Control... 

Gegenüberstellung

Altes Zollamt vor dem Abriss, ©MeinBezirk.at
Altes Zollamt - Altbau
Triiiple Türme nach Fertigstellung, ©DerStandard
Neubau - Triple Towers
ArchitektIn
Hencke & Schreieck | ATP

BauherrIn
Moravia | ARE

Fertigstellung
2021-2022

Typologie
Bürotürme, Wohntürme
Grundstücksfläche
ca. 29.500 m2

Bruttogeschossfläche
ca. 143.000 m2

Verkaufspreise/ m2
ca. 7.000€ - 14.000€