Adresse
Mariahilfer Straße 18, 1150 Wien

Baujahr - Abrissjahr
1890 - 2019

BauherrIn
k.k Staatsbahn Direction

ArchitektIn
unbekannt

Letzte BesitzerIn
ÖBB Produktion-GmbH

Abrissfirma
Mayer & Co.

Funktion
Bürogebäude

Stil
Historismus

Bauweise
massives Mauerwerk, Holz





Das Blaue Haus

Fassadenrenovierung besiegelt späteres Schicksal.
Das „Blaue Haus“ wurde zwischen 1880 und 1890 an der damaligen Mariahilfer Straße 132, dem heutigen Europaplatz, errichtet. Es handelte sich dabei um das ehemalige Gebäude der k.k Staatsbahn-Direction und wurde später zum Bürogebäude der ÖBB-Produktion GmbH. Ab 2011 verlor das Gebäude und dessen Standort allerdings an Bedeutung für die ÖBB. 2016 wechselte das Grundstück samt Gebäude den Besitzer zu IKEA Systems für rund 30 Millionen Euro. Nach einem internen Gutachten wurde entschieden, dass das „Blaue Haus“ nicht erhaltenswert sei. Grund dafür war die Fassadensanierung im Jahr 1955, die die historische und dekorative Gestaltung der einst prunkvoll gestalteten Fassade zu Nichte machte. Das Gebäude wurde daraufhin 2019 vollständig abgerissen.
Axonometrie
Ansicht + Schnitt

Gebäudezyklus

Einst das Blaue Haus
Erbaut wurde das „Blaue Haus“ in der Gründerzeit zwischen 1880 und 1890 als Büro- und Verwaltungsgebäude für die damalige k.k Staatsbahn-Direction. Das Gebäude lag am heutigen Europaplatz, in sehr zentraler Lage am Kreuzungspunkt der Mariahilfer Straße und Gürtel. Hauptsächlich waren im Gebäude Büro- und Verwaltungsräumlichkeiten, sowie Sitzungssäle. Eine öffentliche, gewerblich genutze Erdgeschosszone ergänzte die Funktionen des Gebäudes.
Spätere Nutzung und Totalabriss
Mit der Neuorganisierung des Wiener Schienenverkehrs und der Eröffnung des Hauptbahnhofes 2014 am Südtiroler Platz, verlor der Westbahnhof an Bedeutung für die ÖBB, damit auch das „Blaue Haus“ mit seinen Büroräumen. Seitdem gab es diverse Zwischennutzungen, zum Beispiel als eine Sporthalle mit Saunamöglichkeiten, sowie als Notunterbringung von bis zu 600 Flüchtlingen 2015. 2019 erfolgte dann der Totalabriss.

Blaue Stunde

Historische Fassade
Die historische Fassade des „Blauen Hauses“ vor der Renovierung im Jahr 1955 deutet auf eine prunkvolle Vergangenheit hin. Verzierungen und Ornamente schmücken das Fassadenbild an der  prominenten Lage.
Renovierte Fassade
Im Zuge der Fassadenrenovierung wurde die Fassade sehr stark vereinfacht und die Ornamentik fast vollständig vom Gebäude entfernt. 2018 wurde das Gebäude aus diesem Grund als nicht erhaltenswert eingestuft.

Interviews


Von 1979 bis 2020 war Alfred Klein-Wisenberg Eisenbahner und arbeitete für die ÖBB. In seiner Pension widmet er sich nun der Forschung im historischen Archiv der ÖBB Infrastruktur, in welche er bereits 2012 als Historienforscher der ÖBB eingestiegen ist. Dabei sollen vor allem geschichtliche Themen recherchiert und archiviert werden.

Ein kleiner Auszug aus dem Interview:
K: Welche Bedeutung hatte das 2019 abgerissene Gebäude im Laufe der Zeit für die k.k Staatsbahn – später dann ÖBB – in unmittelbarer Nachbarschaft zum Westbahnhof? Welche Bedeutung hat es aus heutiger Sicht? 

KW: Das Gebäude und die Lage des „Blauen Hauses“ waren aus geschichtlicher Sicht damals wichtig gewesen, für den Westbahnhof und die ÖBB. Im Gebäude waren zum Beispiel während der Generalsanierung der Bahnhofshalle zwischen 2008 und 2011 vorrübergehend Kassenbereiche eingerichtet worden...


Regina Gindl ist die ehemalige Betreiberin eines Lokals im „Blauen Haus“. Die Sportkantine „Bezaubernde Giny“ hatte sie damals zufällig übernommen, da die Vorgängerin in Pension ging. Jedoch musste die inzwischen pensionierte Wirtin das Lokal nach nur zwei Saisonen aufgrund des Verkaufs und Abrisses des Gebäudes schließen.

Ein kleiner Auszug aus dem Interview:
K: Was hat das Gebäude ausgemacht, und hat sich im Laufe der Zeit im Lokal und rund ums „Blaue Haus“ eine art Gemeinschaft gebildet?
Was ist mit der Gemeinschaft nach dem Abriss passiert?
G: Ausgemacht hat das Gebäude unter anderem die zentrale Lage, direkt neben der U-Bahn. Das war super für mich sowie für meine Gäste. Natürlich gab es zudem Gemeinschaften im Lokal und rund ums „Blaue Haus“. Manche Saunagruppen haben dort 30 Jahre geschwitzt. Der Großteil meiner Gäste ist mir gefolgt ins neue Lokal „Sportcenter Praterstern“. Allerdings nicht die Fußballgruppen, da ihnen die Halle am Praterstern zu klein war...

Gegenüberstellung

Blaues Haus während des Abrisses 2019
Blaues Haus - Altbau
City-Ikea nach Fertigstellung 2021
Neubau - City IKEA
ArchitektIn
Querkraft

BauherrIn
IKEA Einrichtungen

Fertigstellung
2021

Typologie
Möbelhaus und Hostel
Grundstücksfläche
ca. 4500 m2

Bruttogeschossfläche
ca. 26.200 m2

Baukosten
135.000.000 €