Adresse
Franz-Josefs-Kai 47, 1010 Wien

Baujahr - Abrissjahr
1912 - 2001

BauherrIn
Heinrich Weiner

ArchitektIn
Ignaz Reiser

Letzte BesitzerIn
Zürich Kosmos Versicherung

Abrissfirma
unbekannt

Funktion
Wohn- und Geschäftsgebäude

Stil
Späthistorismus

Bauweise
Eisenbetonbau





Kai-Palast

Bundesdenkmalamt verpasst dem Kai-Palast das Aus.
Der Abbruch des „Kai-Palastes“ trat in Österreich eine große Debatte los. Zwei Gutachtenbestätigten die schlechte Bausubstanz, welche bei einem Brand 1945 zerstörtwurde. Ein drittes Gutachten, welches den Erhalt und die Sanierungsfähigkeit propagierte,wurde unter Verschluss gehalten. 2000 wurde das Vorhaben anschließend imParlament debattiert und schlussendlich vom Bundesdenkmalamt als nicht erhaltenswertbefunden. 2001 erfolgt der Abbruch des Gebäudes und 2003 wird der Nachfolgebauvon Henke+Schreieck eröffnet.
Axonometrie
Ansicht + Schnitt

Gebäudezyklus

1912 wurde der „Kai-Palast“ nach den Plänen des österreichisch-ungarischen Architekten Ignaz Reiser fertiggestellt. Als pompöser Prachtbau mit Eckturm sollten künftig unterschiedliche gewerbliche Nutzungen vom Erdgeschoß bis ins vierte Obergeschoß einziehen. Im fünften Geschoß waren ausschließlich Wohnungen untergebracht.
1930 erwarb die Zürich Kosmos Versicherung das Gebäude um 540.000Schilling bei einer Versteigerung vom damaligen Besitzer Leon Schapirer. Eine Gesellschaft sollte das Gebäude von daan verwalten.
1945 zerstörte ein durch einen Flugzeugangriff ausgelöster Brand die gesamte Häuserzeile. Die Tragstruktur wurde dabei sehr stark beschädigt.
1998 kamen Überlegungen zur Renovierung des Gebäudes auf. Ein Gutachtensoll die Machbarkeit des Vorhabens prüfen. Dieses Gutachten stellte allerdings große Schäden an der Tragstruktur fest. Der Bau soll abgebrochen werden.
1999 wurde das Abbruchvorhaben publik. Bürgerinitiativen setzen sich daraufhin für den Erhalt ein. Das Bundesdenkmalamt erstellte ein weiteres Gutachten, welches zum gleichen Entschluss kam und die Wirtschaftlichkeit der Sanierung in Frage stellte. Das Bundesdenkmalamt hob daraufhin den Schutzstatus des Baus auf.
2001 wurde ein Abbruchbescheid ausgestellt und noch im selben Jahr abgebrochen.

Geschäftslokale

Waren und Dienstleistungen
Im Laufe der Zeit beherbergte der „Kai-Palast“ eine Vielzahl an unterschiedlichen Geschäftslokalen. Zwar wurde in der obersten Etage immer schon gewohnt, vom Erdgeschoß bis ins 4. Obergeschoßwurde jedoch stets gearbeitet. Betrachtet man den gesamten Gebäudezyklus, so stellt sich heraus, dass sich manche Branchen über längere Zeiträume hinweg im „Kai-Palast“ eingemietet hatten. Stoffwaren wurden hier nicht nur seit den 1910-er Jahren gehandelt, sondern auch vor Ort erzeugt. Diverse Aktien- und Handelsgesellschaften hatten sich ab den 1920-er Jahren fast durchgehend eingemietet. Mit der Zeit änderte sich der textile Schwerpunkt zu einem technischen und es wurden neben Fahrzeugen auch kernphysikalische Messgeräteverkauft. Ab den 1950-er wurde das Gebäude vermehrt als Bürogebäudegenutzt.
1910-er
Marie Rothziegel Verbandsstoffhandel, Emma Zák Militärische Bekleidung und Ausrüstung, Fanni Groß-Gondos Stenografieschule

1920-er
Georg Duschinsky Handel von Fell- und Wildwarenerzeugnissen, Odem GmbH Erzeugung zahntechnischer Bedarfsmittel, G. Oe. C Großeinkaufgesellschaft für Konsumvereine, Kellermann & Schermann Unbekannt, Banderer & Co Kleiderwarenerzeugnisse, Leon Schapirer Kommisionswarenhandel, Adolf Gaedicke Glücksstelle, Merkur Unbekannt, Gebrüder Lorenz Photo Union, Isidor Blumschein Strickwarenerzeugnisse, Paul Pokorny Unbekannt

1930-er
Odwig Jansky Wäschewaren, S. Guttmann & Co Damenkleidermachergewerbe, Josef Schmidt Chemisch-Kosmetische Produkterzeugungsgewerbe

1940-er
Elektrometer Wartung, Reparatur und Eichung von elektrischen Zählern

1950-er
Österreichische Brown Boveri-Werke Aktiengesellschaft Hochfrequenztechnik, Fahrzeuge Henschel Autohandel, Josef Wilhelm Szapu Kaiser Rudolf Apotheke

1960-er
Keine Informationen über Gewerbe

1970-er
Landis & Gyr Kernphysikalische Messgeräte

1980-er
Karl Lehner & Co Bauunternehmen

1990-er
Keine Informationen über Gewerbe

Denkmal Ade

Ein Bericht über den Kai-Palast von seinem Bau im Jahr 1910 bis zu seinem umstrittenen Abriss im Jahr 2001.

Die Geschichte des Kai-Palastes begann1910, als der Architekt Ignaz Reiser das Gebäude für den Bauherren Heinrich Weimar entwarf. Als Pionier der Eisenbetonarchitektursetzte Reiser auf innovative Baustoffe und versuchte, späthistoristische und funktionale Elemente zu einer Synthese zu verschmelzen. Die transparente Formensprache des Sockels reflektierte den aufkommenden Funktionalismus, während die reichhaltige Ornamentik der oberen Stockwerke deutlich an die Gründerzeit erinnerte. Die Verwendung von Eisenbeton ermöglichte nicht nur schlankere Bauteile, sondern auch großflächige Öffnungen, welche die Fassade charakterisierten. Der Kai-Palast wurde 1912 fertiggestellt und galt als ein architektonisches Juwel. Als die Zürich Kosmos Versicherungen das Gebäude 1930 für 540.000 Schillingerwarb (heute inflationsbereinigte 2,28Millionen €), konnte niemand erahnen, dass das Bauwerk eines Tages einem Abriss gegenüberstehen würde. Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges erlitt der Kai-Palast schwere Schäden durch einen Brand, der bei einem Flugzeugangriff ausgelöst wurde. Der Wiederaufbau dauerte zwei Jahre, wobei die Fassade neu gestaltet und der Eckturm nicht wieder errichtet wurde. Damals erkannte niemand die Auswirkungen des Brandes auf die Tragkonstruktion des Gebäudes.

Im Jahr 1999 entschieden sich die Eigentümer des Kai-Palastes für eine Renovierung des historischen Gebäudes. Diese Entscheidung führte zur Beauftragung eines Gutachtens, das die Tragkonstruktion und Bausubstanz auf ihre Funktionalität und Wirtschaftlichkeit hinüberprüfen sollte. Dipl. Ing. Peter Kramer wurde mit der Durchführung des Gutachtens beauftragt. Der von April bis Dezember 1999 erstellte Bericht machte deutlich, dass der Kai-Palast technisch in einem äußerst bedenklichen Zustand war. Besonders alarmierend war die Feststellung, dass sämtliche Geschoßdecken nicht mehr den Anforderungen einer weiteren Nutzung als Bürogebäude entsprachen. Die Substanz des Gebäudes erwies sich als derart brüchig, dass eine Renovierung unwirtschaftlich schien.
Ein zusätzlicher Fokus des Gutachtens lag auf der einzigartigen Eisenbetonskelettbauweise des „Kai-Palastes“. Prof. Alfred Pauser, engagiert vom Bundesdenkmalamt, evaluierte die strukturelle Integrität des Gebäudes in einem weiteren Gutachten. Die Ergebnisse dieser intensiven Prüfungen offenbarten, dass etwa 70 % der Tragkonstruktion nicht den damaligen technischen Standards entsprachen. Dies stellte nicht nur eine erhebliche Herausforderung dar, sondern ließ auch Zweifel an der Standsicherheit des Gebäudes aufkommen.Dipl. Ing. Peter Kramer hob zudem hervor, dass rund 20 % der lastabtragenden vertikalen Elemente keine ausreichende Standsicherheit aufwiesen. Diese technischen Details warfen nicht nur Fragen

Gegenüberstellung

Kai-Palast - Altbau
Neubau - K47
ArchitektIn
henke und schreieck

BauherrIn
Zürich Kosmos Versicherung

Fertigstellung
2003

Typologie
Büro- und Gewerbegebäude
Grundstücksfläche
ca. 850 m2

Bruttogeschossfläche
ca. 6.700 m2

Baukosten
unbekannt €